Die Werke von Gereon Schatten sind eine unerschöpfliche Quelle von Symbolen, die durch die Abkehr von der konkreten Dinglichkeit des Objekts, eine eigene Ästhetik erkennen lassen. Schatten lässt die Welt der „normalen“ Vorstellungen hinter sich und gestaltet seine Vorstellungswelt hinter einem Spiegel – auf der Seite einer imaginären Realität, wo er alles finden, alles tun, alles sein kann, was er möchte. Er fordert dem Betrachter wiederum ein Höchstmaß an Einfühlungsvermögen und Abstraktionsfähigkeit ab, denn diese Bildsprache ist neu und einzigartig.
Renate Bausch (VG Wort), Ausstellungseröffnung in der Galerie Melnikow Heidelberg 2006
Der Graphiker und Zeichner
Kaum ein deutscher Nachkriegskünstler kann eine so kontinuierliche künstlerische Entwicklung vorweisen, wie der Graphiker und Zeichner Gereon Schatten. Die Kunstzeitschrift „Art Profil – Zeitschrift für aktuelle Kunst“ (Heft 5/12 Jahrgang 2006) ging in einer Würdigung zur Retrospektive 2006 auf das Lebenwerk des Künstlers ein. „Vor allem als Zeichner hat der am Niederrhein geborene Künstler ein herausragendes Werk geschaffen. Gereon Schattens Frühwerk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit den Schrecken der NS-Zeit. Als 21jähriger Student an der renommierten Werkkunstschule Köln schuf er bereits einen Holocaust-Zyklus mit dem Titel „Denk-mal Deutschland“. Die figurative Zeichnung stand schwerpunktmäßig bis etwa 1979 im Vordergrund. Anfang der 80er Jahre entwickelte Schatten eine eigene, unverwechselbare, lyrische Symbolsprache, die in Kürschners Handbuch der Bildenden Künstler (Saur-Verlag) als „Lyrische Abstraktion“ bezeichnet wird. Faszinierend wirken Schattens Werke vor allem durch die spannungsgeladene, verwobene Doppelperspektive von Gesamt- und Detailansicht. Oberfläche und Tiefenschichten gehen dabei harmonisch ineinander über. Bis in mikroskopische Tiefen hinein entdeckt das Betrachterauge immer wieder Figurationen, Zeichen und Symbole. Ein weit verzweigtes Kapillarnetz, unter einer geheimnisvollen Oberfläche, hält alle diese winzigen Elemente, aus denen die Zeichnungen Schattens aufgebaut sind, zusammen. Durch diese innovative Art der bildlichen Formulierung werden komplexe Inhalte auf einfühlsame Weise ausgedrückt und als visuelle Information dem Betrachter vermittelt. Der „Poetische Visualismus“ wie ihn Gereon Schatten geprägt hat, besitzt philosophische wie poetische Dimensionen gleichermaßen. In dieser Richtung erhält die geistige Bestrebung – hinter die Welt der Erscheinung schauen zu wollen, einen adäquaten, bildnerischen Ausdruck. Subjektiv gesetzte Linien, Symbole und Piktogramme zeichnen sich in den Arbeiten von Gereon Schatten durch den unterschiedlichen Grad ihrer Konkretion aus, der von der klar benennbaren Figur bis hin zum verschwommenen Symbol reicht. Der „Poetische Visualismus“ verbindet Ordnung und Chaos. Er zielt beim Betrachter auf eine synästhetische Wahrnehmung.
ArtProfil 5/2006, Seite 37
Einzelausstellungen
1979 Galerie Melnikow, Heidelberg – 1979 Galerie Leszcynski, Frankfurt/Main – 1982 Goethe-Institut (Haus Heidelberg), Montpellier (F) – 1983 Endwerk-Galerie, Heilbronn – 1985 Endwerk-Galerie, Heilbronn, 1986 Galerie Ifjuàge Haz, Pécs (H) – 2001 Künstlerhaus, Heilbronn – 2004 Galerie Melnikow, Heidelberg – 2006 Wasserschloss Bad Rappenau.
Gruppenausstellungen
1965 Galerie Ehrenhof, Düsseldorf – 1965 Overstolzenhaus, Köln – 1966 Institut Francais, Köln – 1967 Kleine Galerie, Köln – 1979 Konrad-Adeneuer-
Stiftung, Bonn/St.Augustin – 1980 u. 1981 Palais des Congrès, Beziers (F) – 1984 Endwerk-Galerie, Heilbronn – 1985 Museum Haus der Kunst, München – 1985 Museum Kunstpalast, Düsseldorf – 1987 Museum Haus der Kunst München – 1991 Museum Kunstpalast, Düsseldorf – 1992 Museum Architecture/Galerie Miejska, Wroclaw (P) – 2005 Galerie Melnikow, Heidelberg – 2006 Museum am Burghof, Lörrach – 2006 Öffentliche Räume der Stadt Herne – 2006 Galerie Elisabethenhof, Bad Wimpfen – 2007 Altes Rathaus, Potsdam – 2007 Galerie Melnikow, Heidelberg – 2007 Kunstmesse Art, Karlsruhe – 2007 Trinitatiskirche, Mannheim – 2008 Foyer des Ulmer Theaters (amnesty international) – 2008 Kloster Hegne, Allensbach-Hegne – 2008 Städtische Galerie Wollhalle, Güstrow – 2009 St. Oswald-Kirche/Alumneum, Regensburg – 2010 Epphaniaskirche, Mannheim.
Preise/Auszeichnungen
1980 Internationale Kunstausstellung Béziers/Südfrankreich: 1. Preis für Zeichnung.
Publikationen/Kataloge
„Bilder der Seele“ von Renate Bausch (1991) – „Das Verborgene“ von Reinhilde Gönnewicht (2004) – Große Kunstausstellung im Haus der Kunst München (1985 und 1987) – Große Kunstausstellung Nordrhein-Westfalen Museum Kunstpalast Düsseldorf (1985 und 1991).